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Schlafe gut und erholsam

Schlafe gut und erholsam, Grace-Winter, PIXELIOSelbsthilfe durch Qigong bei Schlafproblemen – von Joachim Stuhlmacher

Der Schlaf ist immens wichtig in der Chinesischen Medizin und gilt als das Heilmittel schlechthin. Keine Akupunktur, keine Massage, keine Ernährung oder Kräutertherapie kann besser heilen als der Schlaf.

Aus Sicht der Chinesischen Medizin ist unser Schlaf abhängig von verschiedenen Körperfunktionen bzw. Organsystemen wie es die Chinesen nennen. Ein komplexes Zusammenspiel der Organfunktionen Herz, Niere, Blase und dem Dreifachem Erwärmer in Verbindung mit den sog. „8 außerordenlichen Gefäßen“ sorgt für den Prozess des Schlafes. Zudem gibt es einen sehr engen Bezug zum „ursprünglichen Geist“ – Yuan Shen (chin). Da unser Körper in einer fortwährenden Regeneration und Erneuerung steht, ist gerade dieser Bezug zum „ursprünglichen Geist“ so wichtig in der Therapie jeder Störung, aber insbesondere der Störungen des Herzens und des Schlafes. Der Schlaf ist wie eine tägliche Grundreinigung aller Aspekte des Körpers, der aus chinesischer Sicht natürlich auch die Emotionen, die Energie, den Geist und die Seele umfasst. Deshalb sollten Schlafstörungen unabhängig von anderen Beschwerden möglichst schnell behoben werden.

Störungen des Schlafes sind vielfältig und werden oftmals – aus Gewohnheit –  schon gar nicht mehr als Beschwerden wahrgenommen. Nicht einschlafen können beispielsweise. Etwa 3 – 15 Min. nachdem wir uns hingelegt haben, sollten wir schlafen. Wir sollten mindestens 6 – 7 Std. durchschlafen, ohne Störungen. Ständiges Aufwachen ist also ebenfalls schon eine krankhafte Entgleisung des Schlafprozesses. Zu bestimmten Uhrzeiten jede Nacht wach werden oder morgens viel zu früh aufwachen und sich müde und schlapp fühlen, sind ebenfalls Störungen, die der Behandlung bedürfen. Neben einer chinesischen Therapie können Sie auch selber mitmachen und durch tägliches Praktizieren bestimmter Qigong-Übungen zu mehr Wohlbefinden und erholsamerem Schlaf finden.

Die zwei Übungen, die wir Ihnen vorstellen möchten, kräftigen die entsprechenden Organsysteme, damit diese wieder besser funktionieren und ihre Aufgaben erledigen können. Und, das Wichtigste, die Übungen beruhigen den Geist und nähren das Blut, welches den Geist beherbergt. Denn leider stören in unserer Gesellschaft besonders häufig innere Unruhe und Nervosität, aber auch ständiges sich Sorgen machen und Grübeln den erholsamen Schlaf.

 

Übung 1

Die erste der beiden Übungen wird im Sitzen praktiziert.

Setzen Sie sich auf einen Stuhl oder Hocker und richten Sie Ihren Körper ein wenig aus, indem Sie die Füße schulterbreit und parallel auf dem Boden absetzen, den Unterbauchbereich als ihr Zentrum wahrnehmen und die Wirbelsäule bis zum Scheitelpunkt in Richtung Himmel aufrichten, ohne ins Hohlkreuz zu gehen. Ganz im Gegenteil, der untere Rücken (Mingmen) soll so gut es geht begradigt werden. Der Bauch ist locker und das Brustbein hängt. Die Hände liegen auf den Oberschenkeln oder auf dem Nabel. Schließen Sie die Augen, lassen Sie den Atem einfach fließen und nehmen Sie sich Zeit zur Ruhe zu kommen. Spüren Sie in sich hinein, in ihren Unterbauch – ins untere Dantian. Lassen Sie los und genießen Sie es ein wenig Zeit mit sich selbst zu verbringen. Dann wandern Sie ganz sanft mit Ihrer Aufmerksamkeit in die Füße und Zehen hinein, nehmen den Bereich wahr und beginnen dann langsam mit der Übung: denken Sie in den großen Zeh hinein, an beiden Füßen, und drücken Sie die Zehen etwas kräftiger auf den Boden, lassen wieder los und gehen dann zum 2. Zeh, drücken, einen kurzen Moment halten und lösen, weiter zum 3. Zeh, zum 4. Zeh und zum Schluss den kleinen Zeh, drücken, halten und wieder entspannen. Und dann beginnen Sie wieder von vorn: großer Zeh, 2. Zeh, …. Die Aufmerksamkeit ist im Inneren der Zehen an den Knochen. Dies wiederholen Sie Durchgang für Durchgang immer vom großen Zeh bis zum kleinen Zeh, insgesamt ca. 20 – 45 Min. Zum Abschluss der Übung wandern Sie mit ihrer Aufmerksamkeit ganz langsam, im Inneren des Körpers, hoch zum Unterbauch. Nehmen Sie alle Energie aus den Zehen, Füßen, hoch durch die Beine bis ins untere Dantian. Legen Sie die Hände auf den Unterbauch, um dort für ein paar Minuten zu verweilen, sich zu sammeln und die Übung dann langsam zu beenden.

Diese Übung harmonisiert den ganzen Körper und leitet den Geist und den Verstand in einen tranceähnlichen Zustand, der eine bessere Beruhigung und Entspannung ermöglicht. Die Zehen haben Kontakt zum ganzen Körper und insbesondere zu den Organsystemen Niere, Blase, Magen, Milz, Leber und Gallenblase, die dadurch angeregt, gekräftigt und gestärkt werden. Der Fuß selbst hat einen engen Bezug zur Niere und stärkt das sog. Jing, die materielle Komponente des Körpers. Das Wasser (Niere) wird kräftiger und kann das Feuer (Herz) leichter und entspannter kontrollieren und fördern.

 

Übung 2

Die zweite Übung ist eine Mischung aus Üben und in den Schlaf fallen. Und wird deshalb im Liegen praktiziert.

Wenn Sie sich in die richtige Schlafposition gebracht haben, atmen Sie einige Male ruhig ein und aus und entspannen sich. Lassen Sie los und den Tag ziehen. Dann atmen Sie sanft und ruhig ein und mit dem Ausatmen sagen Sie den Laut „shiiii.“ So lange bis keine Luft mehr in den Lungen ist. Begleitet von der Vorstellung, dass alles an schlechtem Qi, Emotionen und Hitze aus den Organsystemen herausgepresst wird. Wie eine Walze die von oben bis unten über ihren Rumpf fährt und die letzte Luft herauspresst. Vom Hals nach unten über den Brustkorb, Bauch bis zum Unterleib. Einatmen, mit dem Laut „shiiii “ ausatmen und alles herauspressen. Einige Atemzüge ganz normal atmen, nachspüren und entspannen und dann erneut mit dem Ausatmen den Laut „shiiii“. Dies wiederholen Sie 25 mal und dann beginnt der 2. Teil der Übung: Der Atem fließt weiter normal und ruhig und mit jedem (oder jedem 2.) Ausatmen lassen Sie Ihren Atem in der Vorstellung vom Unterbauch, durch die Beine bis in die Fußsohlen herunterströmen. Im Inneren des Körpers, an der Außenseite des Beines entlang, bis in die Fußsohlenmitte. Dies wiederholen Sie 36 mal.

Diese Übung beruhigt den Dreifachen Erwärmer, besänftigt das Herz und leitet Hitze (insbesondere emotionale) aus. Dies führt zur Beruhigung der Gedanken, des Geistes und Sie werden ruhiger, liebevoller, entspannter, friedfertiger, heiterer und gelöster! Das Qi wird abgesenkt und fördert den Schlaf, die Erholung und wahre Entspannung.

 

Die CD mit weiteren Übungen, incl. Download-Booklet und Vorhörfunktion:

978-3-935367-33-2

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Foto: © Grace-Winter / PIXELIO

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